Wer erinnert sich nicht an die ikonische Ballade El Condor pasa von Simon & Garfunkel, die anfangs der 1970er Jahre die Charts stürmte? Sie geht zurück auf ein altes peruanisches Volkslied.

Der Kondor war den Inkas heilig. Sie glaubten, dass er die Oberwelt (Hanan Pacha) mit der irdischen Welt (Kay Pacha) verband. Über Jahrhunderte galt er als unumschränkter König der südamerikanischen Lüfte. Zu Zeiten, als das Gebirge noch vor allem von Indios bewohnt wurde, die in den Tieren des Hochgebirges nicht selten Gottheiten sahen, war der Kondor hoch verehrt.

Andenkondore sind mächtige, schwarze Greifvögel mit an der Oberseite deutlich weissen bis silbern weissen Handschwingen und Deckfedern und einer weissen Halskrause. Sie sind auf Grund Ihrer herausragenden Grösse kaum zu verwechseln. Ausgewachsene Männchen tragen einen wulstigen Kamm auf der Kopfoberseite. Sie sind mit bis zu 15 Kilogramm die schwersten flugfähigen Vögel und zählen zu den wenigen, deren Spannweite über 300 Zentimeter betragen kann. Weibchen sind kleiner, oft wesentlich leichter, gleichen in der Färbung jedoch den Männchen. Wie die düster dunkelbraun gefärbten Jungvögel weisen sie keinen Kamm auf.

Andenkondore können bis zu 50 Jahre alt werden und sind monogam. Sie nisten bevorzugt auf unzugänglichen Felsvorsprüngen. Das Weibchen legt jedes zweite Jahr in den Monaten Februar und März 1 oder 2 Eier. Nach 54 bis 58 Tagen Brutzeit durch beide Elternteile schlüpft in der Regel ein Küken. Es ist nach 6 Monaten flugfähig, schlafen und jagen aber bis zum Alter von 2 Jahren mit ihren Eltern.

Das Verbreitungsgebiet der Art beginnt heute im zentralen Peru und reicht bis Feuerland. Die Gefährdung durch Abschuss, Vergiftung und Fang hält, wenn auch in weit geringerem Masse, regional noch immer an. Rancheros legen Giftköder aus, um Pumas oder Füchse zu töten, und vergiften dabei auch die Kondore, die an den Kadavern fressen. Die Gesamtpopulation des Andenkondors wird auf 10’000 Individuen geschätzt.