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Simbabwe


Zusammen mit Sambia und Njassaland, dem heutigen Malawi, bildete Simbabwe die frühere britische Kolonie Rhodesien. 1965 erklärte eine weisse Minderheitsregierung unter Ian Smith die Unabhängigkeit, die allerdings ausser von Südafrika von keinem anderen Staat anerkannt wurde, und errichtete ein Apartheitsregime. Nach einem Bürgerkrieg erlangte das Land 1980 als Simbabwe die international anerkannte Unabhängigkeit unter einer neuen, parlamentarischen Verfassung, die auf sieben bis zehn Jahre begrenzte Garantien für die weisse Minderheit enthielt. 1980 begann auch die Herrschaft des Freiheitskämpfers und Autokraten Robert Mugabe, der sich bis 2017 (fast 93 Jahre alt und das weltweit älteste Staatsoberhaupt) an der Macht hielt. Mugabe regierte Simbabwe ab etwa 2000 offen als Diktator. Nach anfänglichen Erfolgen war seine Herrschaft zunehmend vom wirtschaftlichen Niedergang der einstigen Kornkammer, von Hungersnöten und teilweise schweren Menschenrechtsverletzungen geprägt. Seine Regierung reagierte immer öfter mit Angriffen und Repressionen gegen zahlreiche Organisationen, von Oppositionsparteien über Verbände und Gewerkschaften bis hin zu den Landarbeitern. 2017 wurde Mugabes Parteifreund Emmerson Mnangagwa als neuer Präsident eingesetzt, jahrzehntelang ein enger Weggefährte Mugabes und leider nicht weniger korrupt und autokratisch.

Simbabwe umfasst eine Fläche von 390'757 km², wovon 3'910 km² Wasser sind. Die Gesamtfläche des Landes entspricht ungefähr der Fläche von Deutschland und Belgien oder fast 10mal derjenigen der Schweiz. Das Land ist dünn besiedelt und hat nur ca. 15 Mio. Einwohner. Simbabwes Bevölkerung ist sehr jung, der Median des Alters lag im Jahr 2020 bei 18,7 Jahren. Umso wichtiger wäre es, diesen jungen Menschen eine Perspektive zu geben und sie von der Abwanderung abzuhalten.

Knapp 32% der Bevölkerung lebt in Städten, die Hauptstadt Harare hat ca. 1.5 Mio. Einwohner.

Das Land ist fast durchweg von an sich fruchtbarer Trockensavanne bedeckt, dominierend sind Miombo- und Mopane-Wälder. Häufig anzutreffen sind ausserdem der Affenbrot (Baobab)- und der Leberwurstbaum (Saussagetree) sowie Schirmakazien. Das Gras der Savanne ist in der Trockenzeit braun und verdorrt, erreicht aber zum Ende der Regenzeit eine Höhe von bis zu zwei Metern; es bildet die Nahrungsgrundlage für die zahlreichen Tierarten.

Bis ungefähr 1997 war das Land eines der wirtschaftlich stärksten Afrikas. Wegen des diktatorischen politischen Umfelds und der ungeheuren Korruption haben sich die Voraussetzungen für die einst prosperierende Wirtschaft seit den 1990er Jahren stark verschlechtert. Von 1998 bis 2008 schrumpfte die Wirtschaftsleistung um etwa die Hälfte. Ende 2008 waren aufgrund von Hyperinflation, Devisenknappheit, fehlenden Investitionen, Import- und Exportrestriktionen und Energieknappheit alle Wirtschaftsbereiche nahezu vollständig zum Erliegen gekommen. Nahezu alle Sektoren verzeichneten massive Umsatzeinbussen. Die Arbeitslosigkeit wurde 2005 auf rund 80 % geschätzt, nach einer anderen Form der Erhebung 2009 gar auf 95 %. Im Global Competitiveness Index, der die Wettbewerbsfähigkeit eines Landes misst, belegt Simbabwe Platz 126 von 138 Ländern (Stand 2016). Im Index für wirtschaftliche Freiheit belegt das Land 2017 Platz 175 von 180 Ländern. Die bei Antritt der schwarzen Regierung allgemein erwartete Landreform wurde erst jahrelang verzögert und dann chaotisch und unter Ausbrüchen von Gewalt durchgeführt. So wurde der einst blühende Agrarsektor in eine schwere Krise gestürzt. Drei Millionen Menschen sind mittlerweile auf Lebensmittelhilfe angewiesen. Simbabwe kann einen Viertel seiner Bevölkerung ohne internationale Hilfsprogramme nicht mehr ernähren.

Die heimische Goldindustrie leidet unter den diktatorischen Machtstrukturen und der Korruption. Ein Grossteil des geförderten Goldes gelangt mittlerweile auf illegalen Wegen ins Ausland. 2004 wurden in Simbabwe offiziell 17 Tonnen Gold produziert, 2013 waren es lediglich noch 900 Kilogramm.

Trotz all dieser wirtschaftlichen und sozialen Probleme haben wir das wunderschöne Land und seine liebenswerten, lebensfrohen und hilfsbereiten Menschen sehr schätzen gelernt, wobei wir zugegebenermassen nur den kaum besiedelten Norden mit seinen Nationalparks bereist haben.

Das Land hätte unglaubliches Potential, wenn es nur gelingen würde, die grassierende Korruption der herrschenden Elite, welche die Staatskasse als ihre Privatschatulle begreift, zu beseitigen. Dies ist seit der Unabhängigkeit nicht gelungen. Nun macht sich der zunehmende Einfluss Chinas bemerkbar. Das Land schätzt autoritäre Strukturen, vergibt grosszügig Kredite, baut Infrastrukturen (mit eigenen Arbeitern) und stellt keine Fragen nach Menschen- oder Minderheitsrechten. Dies alles führt Simbabwe zunehmend in die Abhängigkeit des roten Drachens.

Weitere Infos:

World Fact Book (CIA)  |  Zimbabwe Tourism  |  Simbabwe National Parks

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