Das Pantanal gilt als die Serengeti Südamerikas. Es liegt im Südwesten Brasiliens, grenzt an Paraguay und Bolivien und umfasst eine Fläche von ca. 210'000km2, was etwa fünfmal der Fläche der Schweiz entspricht. Das riesige Feuchtgebiet, eines der grössten der Erde, ist UNESCO Welterbe, aber kein Nationalpark. Landwirtschaft, hauptsächlich extensive Viehwirtschaft zur Fleischproduktion, geht einher mit Wildtieren, die sich Wasserstellen und Weideland mit Nutztieren teilen. Der Rio Paraguay, der das Pantanal durchfliesst, ist praktisch ein stehendes Gewässer, beträgt das Gefälle auf ca. 600km Flussstrecke doch lediglich 30m. Das Gebiet ist sehr wenig besiedelt, es gibt riesige Farmen (wir waren auf einer, die ca. 11'000 Hektaren gross war), das Strassennetz ist dünn und oft nur rudimentär. Während der Regenzeit ist der grösste Teil der Landfläche überflutet, die Farmen sind nur noch per Flugzeug erreichbar.
Die Artenvielfalt ist gewaltig, es gibt ca. 3'500 Pflanzen, 650 Vögel, 325 Fische, 160 Säugetiere, 100 Reptilien und 55 Amphibien, wobei davon ausgegangen wird, dass noch längst nicht alle Arten entdeckt sind. Zu sehen sind unter anderem Jaguar (im Norden), Ozelot (mit sehr viel Glück), Tapir, Sumpfhirsch, Capybara (Wasserschwein, das kein Schwein ist), Pekari, Wildschwein (verwilderte Hausschweine), Ameisenbär (der gar kein Bär ist), Nasenbär (auch kein Bär), Brüllaffe, Kapuzineraffe, Riesenotter, Neotropical Otter und Gürteltier. Die Vogelwelt umfasst Hyazinth Ara, Rotgrüner Ara, Sittiche, Jabiru-Storch, Reiher, Tucan, Nandu, Geier, Bussard, jede Menge Wasservögel, Eisvögel, Eulen, um nur die häufigsten zu nennen. Caymane sind in jedem Gewässer in grossen Mengen zu finden und die bevorzugte Beute der Jaguare.
Der Lebensraum der Wildtiere ist zunehmend bedroht durch eine Intensivierung der Landwirtschaft. Soja-Anbau und Palmölplantagen drängen auch in dieses Gebiet. Zwar sind alle Wildtiere geschützt und die Jagd ist verboten, aber die Häute der Caymane und Pekaris sind begehrt, was zur Wilderei führt.
2017, während unseres ersten Aufenthaltes in Barranco Alto, im Süden des Pantanal gelegen, und Bonito begleitete uns der renommierte Fotograf Daniel de Granville als Guide. Er arbeitet unter anderem für National Geographic und BBC und scheint jedes Tier im Pantanal persönlich zu kennen. Ein riesiger Glücksfall für uns! Auch unseren Fahrer Amadeo, der uns in einer sechsstündigen Fahrt über Rumpelpisten und durch Schlammlöcher (zweimal blieben wir stecken) von Campo Grande zur Farm und wieder zurückfuhr, werden wir so schnell nicht vergessen. Weil wir auf der Hinfahrt gleich 20 Ameisenbären begegneten (!!) dauerte die Fahrt zehn Stunden. Sie war es wert.
Da im Süden des Pantanal nur mit sehr viel Glück Jaguare zu sehen sind, kehrte ich mit einer Fotografengruppe im Sommer 2022 ins Panatanal zurück, diesmal in den Norden, wo sich nahe bei Porto Joffre, an den Ufern des Rio Cuiabà, der Hotspot befindet, um Jaguare in natürlicher Umgebung zu sehen. Wir wurden nicht enttäuscht und hatten viele tolle Sichtungen. Diesmal begleiteten uns die Fotografen Stefan Tüngler und Octavio Campos Sales.
Ich war erstaunt über die Unterschiede innerhalb des Pantanals: Im Süden habe ich deutlich mehr Tiere gesehen, unter anderem Ameisenbären, dafür keine Jaguare, im Norden deutlich weniger, keine Ameisenbären und Gürteltiere, dafür aber viele Jaguare.
Etwas ausserhalb des Pantanals, in der Nähe der Stadt Bonito, befindet sich der Buraco dos Araras, ein privat betriebenes Reservat für Aras. In dieser Doline finden diese bunten und eindrücklichen Vögel beste Lebens- und Nistbedingungen. Am Rand der Doline befinden sich zwei Aussichts-plattformen, von denen man die Vögel sehr gut und sogar von oben beobachten kann.
Weitere Infos:
Daniel De Granville | Octavio Campos Sales | Stephan Tüngler
Fazenda Barranco Alto | Portal Pantanal | Buraco das Araras
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