Tanzania, ehemals Deutsch Ostafrika, ab 1919 britische Kolonie und seit 1961 unabhängig, ist ein faszinierendes Reiseland. Bekannt sind vor allem die Parks im Norden: Serengeti, Ngorongoro und Kilimanjaro. Ein echter Geheimtipp ist der Tarangire, der einen Abstecher auf dem Weg zur Serengeti auf jeden Fall lohnt. In den Parks des Nordens sind die "Big Five" (Löwe, Leopard, Elefant, Büffel und Nashorn) mit ziemlicher Sicherheit zu sehen. In der Serengeti haben wir Löwen bis zum Abwinken gesehen, einmal eine Familie von 20 Weibchen und Jungen. Sehr viel seltener und schwieriger zu sehen sind Leoparden. Besonders bekannt ist die jährliche Migration von ca. 2 Millionen Gnus und Zebras, gefolgt von den Fleischfressern, längs der Regenzeit und des Wuchses der Vegetation.
Die Fahrt zu den Parks führte früher über staubige und schlaglochübersäte Pisten, heute wird leider oft ein Kleinflugzeug benutzt. Das mag zwar komfortabler und schneller sein, dafür verpasst man viel vom ländlichen, geschäftigen und farbenfrohen Leben in den kleinen Städten und Dörfern. Die noch wenig besuchten Parks im Süden (Katavi, Selous, Mahale Mountains) sind vom Norden aus mit dem Landcruiser nur in mehreren Tagesreisen zu erreichen. Deshalb wird dorthin meist geflogen. Sie bieten mehr Abgeschiedenheit und weniger Tourismus als die Parks im Norden, aber eine ebenso gute Infrastruktur. Die Seen im Osten des Landes (Lake Victoria, Tanganyika und Malawi) sind Bestandteil des afrikanischen Grabenbruchsystems, des Rift Valleys. Tanganyika und Malawi sind mehrere hundert Kilometer lang und bis zu 500 m tief. Ihr glasklares Wasser und ihr Fischreichtum (90% unserer Süsswasser-Aquariumfische stammen aus dem Lake Malawi) sind legendär und laden zum Schnorcheln ein. Vor der Küste Tanzanias liegen die Inseln Zanzibar, Pemba und Mafia, alle drei als Tauchparadiese bekannt. Die Küste und die Inseln wurden schon zu Beginn unserer Zeitrechnung von Seefahrern besucht und der arabische und indische Einfluss ist auf Zanzibar noch heute gut sichtbar. Der Sultan von Zanzibar galt wegen des florierenden Gewürz- und vor allem Sklavenhandels zu Beginn des 19. Jahrhunderts als reichster Mann der Welt, Stonetown Zanzibar war die erste in Stein gebaute Stadt Africas und der Sultanspalast das erste mit elektrischem Licht versehene Gebäude. Im Juli 2010 waren wir wieder einmal in Tanzania. Seit unserem ersten Besuch im Jahr 2002 hat sich der Tourismus im Norden, d.h. im Ngorongoro und in der Serengeti, gewaltig entwickelt und nimmt schon fast Formen des Massentourismus an. Es wird sehr viel geflogen (Destination hopping) und viele Touristen, die so eine Reise gebucht haben ("all the highlights in two weeks") bekommen vom eigentlichen Afrika kaum etwas mit. Schade! Auf unserer Reise wollten wir im Norden vor allem die letzen nomadisch lebenden Buschmänner besuchen, die Gnu-Migration sehen und im Süden den sagenumwobenen, aber zum Glück noch wenig besuchten Selous-Park erleben. Die Hadzabe (Schreibweise unterschiedlich, manchmal auch Hazda oder Hazada) gehören zu den letzten traditionellen Jägern und Sammlern des afrikanischen Kontinents. Männer gehen mit selbst gefertigten Giftpfeilen und Bogen auf Jagd nach Vögeln und kleineren Säugetieren bis zu Gazellen und kleinen Antilopen und sammeln wilden Honig. Frauen suchen nach Kräutern, Wurzeln, wilden Früchten und Gemüse. Die Jagd der Männer dauert oft mehrere Stunden und ohne Beute dürfen sie nicht zurückkehren. Sie rennen und springen mit grosser Ausdauer durch den Busch (jetzt wird klar, warum in der Leichtathletik die Ostafrikaner die meisten Mittel- und Langstreckenrennen dominieren) und machen auch vor Dornenbüschen nicht halt. Die Sprache der Hadzabe, kennt ähnlich derjenigen der Buschmänner der Kalahari Klicklaute, gehört zur Familie der khosianischen Sprachgruppe und hat nichts gemeinsam mit den übrigen ostafrikanischen Sprachen. Die Hadzabe leben nomadisch, kennen keinen persönlichen Besitz und ihre Hütten werden in wenigen Stunden aus Ästen, Gras und Fellen errichtet. Immer wieder gab es Bestrebungen, die Hadzabe für die "moderne" Lebensweise umzuerziehen, sie zeigten jedoch nie Erfolg. Die Datonga sind vor ca. 300 Jahren als räuberischer Stamm aus Äthiopien eingewandert. Sie sind sesshaft und leben von der Viehzucht und führen einfache Schmiedearbeiten aus, wobei sie den Rohstoff aus Altmetall gewinnen. Sie kennen die Polygamie, der Chef des Dorfes, das wir besuchten, nannte 10 Frauen sein Eigen und war Vater von schätzungsweise 60 Kindern (so genau wusste er es selber nicht). Ungefähr 1,3 Millionen Gnus, 250'000 Zebras und 300'000 Thomson-Gazellen ziehen Jahr für Jahr im Uhrzeigersinn auf der Suche nach Regen und frischem Gras durch die Serengeti und die Maassai-Mara. Es ist die grösste noch bestehende Wanderbewegung von Landsäugetieren (früher zogen die Büffelherden in ähnlicher Weise durch die Prärien Nordamerikas). Die Raubtiere wissen genau, wann die Herden wo sind und warten nur allzu gerne auf günstige Gelegenheiten. Eine besonders kritische Stelle ist der Mara-River, den die Herden überqueren müssen. Dort warten hunderte von Krokodilen, rund 40% der Gnukälber überleben die Flussüberquerung nicht Die Selous Game Reserve umfasst 50'000 km2 und ist damit deutlich grösser als die Schweiz. Sie ist das grösste Wildschutzgebiet Afrikas und gehört zum UNESCO-Welterbe. Touristisch ist nur ein sehr kleiner Teil erschlossen, er erstreckt sich längs des immer Wasser führenden Rufiji-River. Benannt ist das Gebiet nach dem Grosswildjäger Frederick Selous (1851-1917), der quasi vom Saulus zum Paulus wurde und sich in späteren Lebensjahren für den Schutz der Wildtierbestände einsetzte. Im Reservat leben Säugetiere und Vögel, die dank der großen Ausdehnung des Gebietes teilweise in sehr großen Populationen vorkommen. Am eindrucksvollsten sind die Bestände von Elefanten (etwa 40.000), Giraffen, Hippos und Krokodilen. Im Selous haben die scheuen und vom Aussterben bedrohten Wildhunde eines ihrer letzten Zufluchtsgebiete gefunden. Für Touristen ist hier die einzige Möglichkeit, sie in ihrer natürlichen Umgebung zu erleben.
Weitere Infos zu Tanzania: World Factbook (CIA) | Tanzania Tourist Board | The Africa Guide Nationalparks in Tanzania | Serengeti | Tarangire Park | Ngorongoro | Serengeti Lake Manyara | Selous Game Reserve | Gnus | Gnu Migration | Wildhunde
|