Anfangs September 2011 hatte ich zusammen mit 10 Mitreisenden die wohl einmalige Gelegenheit, an einem durch den bekannten Bärenforscher Dr. David Bittner organisierten Bear-Watching an der Katmai Coast in Alaska teilzunehmen. Die Buchten waren nur per Schiff oder Wasserflugzeug zu erreichen.
Unser Zuhause war ein umgebauter Krabbenkutter, die Alaskan Leader, auf der uns die Besitzer Darren und Kimberley kulinarisch – zum Beispiel mit fangfrischem Heilbutt oder King Crabs Legs – verwöhnten. Auch sonst fühlten wir uns auf dem Schiff pudelwohl.
Tagsüber hatten wir während vielen Stunden Gelegenheit, die Bären aus nächster Nähe zu beobachten. Die Saison war ideal, die Lachse zogen die Flüsse hinauf zu ihren Laichplätzen (Salmon Run). David beobachtet "seine" Bären seit vielen Jahren, kennt sie zum Teil von klein auf, gibt ihnen Namen, spricht mit ihnen und kennt ihr Verhalten bestens. Er weiss genau, wo sie bevorzugt fischen und auch wann, abhängig von den Gezeiten, die beste Tageszeit dafür ist.
Kodiak-Bären sind eine Unterart der Braunbären, auch Grizzlies genannt, und gelten als die grössten Landraubtiere der Erde. Die Schulterhöhe beträgt bis zu 1.5 Meter, aufgerichtet können sie bis zu 3 Meter hoch werden und ausgewachsene Männchen wiegen schon mal an die 500 kg. Auffallend sind der Buckel auf dem Rücken und die sehr kräftigen Vorderpranken mit riesigen Krallen.
Es ist absolut faszinierend und ein unvergessliches Erlebnis, den Bären so nahe zu sein und sie zu beobachten. Immer waren wir zuerst vor Ort, die Bären kamen zu uns, nicht wir gingen zu den Bären. Sie nahmen uns wahr, lange bevor wir sie sehen konnten, interessierten sich aber nicht sonderlich für uns. Schon bald konnten auch wir unterschiedliche Bären auseinander halten.
Jeder Bär scheint seine individuelle Fischfangtechnik entwickelt zu haben. Einige, vor allem ältere Bären, sind offensichtlich sehr routiniert und fangen viele Lachse ohne grossen Aufwand. Wir haben eine Bärin beobachtet, die innert einer halben Stunde 17 fette Lachse gefangen und gleich verspiesen hat. Andere Bären plantschen lange in den Flüssen herum und verzeichnen viele Fehlversuche. Man kann ihnen ihre Enttäuschung förmlich ansehen und manchmal wirken sie irgendwie verlegen. Während des Lachszuges ist die Zeit, in der sich die Bären ihr Fettpolster für den Winterschlaf anfressen. Es ist daher nicht ungewöhnlich, wenn ein ausgewachsener Bär bis zu 50 kg Lachs pro Tag frisst.
Einige Bären sind echte Gourmets, fressen wegen des Rogens zum Beispiel nur weibliche Lachse, die Haut oder das Hirn. Jüngere Bären, Möwen, Füchse und Wölfe sind dankbare Abnehmer für die nur angeknabberten Lachse.
Ein grosser und herzlicher Dank an David für die perfekte Organisation, die vielen fachkundigen Infos und Ratschläge und natürlich dafür, dass er uns an seiner Bärenwelt hat teilhaben lassen. Thank you auch an Darren und Kiberley: you were outstanding skippers, hosts and cooks, we enjoyed every moment on your boat!
Weitere Infos:
Website David Bittner | Kodiak Bears
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