Seevögel sind faszinierende Tiere. Sie sind hoch spezialisiert und bestens an ihren Lebensraum an-gepasst, überleben darum auch in unwirtlichen Gegenden. Allerdings sind sie meistens auf eine Nahrungsquelle fokussiert, was sie verletzlich macht. Papageientaucher beispielsweise ernähren sich fast ausschliesslich von Sandaalen. Ändert die Meerestemperatur nur um einige wenige Grade, ziehen diese in andere Gegenden und sind möglicherweise zu weit von den Brutgebieten der Papageientaucher entfernt.
Uns Schweizern sind Seevögel nicht so bekannt. Ganz anders in Grossbritannien, wo kaum ein Ein-wohner weiter als zwei Fahrstunden von der Küste entfernt wohnt. Dort hat Birding einen ganz anderen Stellenwert und ist sehr populär. Einer dieser Hotspots befindet sich in Northumbria an der Ostküste nahe der Grenze zu Schottland. Vor dem Ort Seahouses, ca. eine Fahrstunde nördlich von Newcastle, liegen die Farne Islands, auf denen riesige Kolonien von Papageientauchern, Trottellummen, Tordalken, Krähenscharben und Küstenseeschwalben nisten. Natürlich sind verschiedene Möwen allgegenwärtig und auch Robben können beobachtet werden. Noch etwas weiter nördlich, bereits in Schottland, liegt vor North Berwick der Bass Rock, wo die weltweit grösste Kolonie von Basstölpeln (sie haben ihren Namen von diesem bereits im 15. Jahrhundert erwähnten Felsen) mit bis zu 150'000 Vögeln nistet.
Die meisten Seevogelarten kommen nur zur Brut und Aufzucht ihrer Jungen an Land und verbringen den Rest des Jahres auf See.
Die clownhaften und putzigen Papageientaucher werden bis zu 20 Jahre alt. Sie werden etwa 25 cm gross, ca. 400 gr. schwer und fliegen mit sehr schnellen Flügelschlägen. Ihre bevorzugte Beute, Sandaale, fangen sie bei Tauchvorgängen, die bis zu 30 Sekunden dauern und sechs bis sieben Meter tief führen können. Oft haben sie bei der Rückkehr mehr als 10 Fische im Schnabel. Die Möwen warten nur darauf, ihnen ihre Beute abzujagen. Nur von Ende April bis anfangs August sind sie an Land und dort saisonal monogam mit ihrem Partner zusammen, den Rest des Jahres verbringen sie auf dem Nordatlantik. Ihre Brut ziehen sie in selber gegrabenen Höhlen von Armeslänge auf.
Die ebenfalls sehr fotogenen Basstölpel werden zwischen 80 und 110 cm gross und wiegen um die 3.5 kg. Sie sind Stosstaucher, die aus der Höhe mit bis zu 100 km/h ins Wasser eintauchen, um Heringe und Makrelen zu fangen. Sie brüten in grossen Kolonien, die im Gebiet des Golfstroms liegen.
Die Küstenseeschwalben legen die weitesten Distanzen aller Zugvögel zurück. Sie brüten in der Nordpolarregion, überwintern in der Südpolarregion und legen in einem Jahr 80 bis 90'000 km zurück. Sie werden ca. 35 cm gross und wiegen um die 100 gr. Ihre Gelege - sie bauen keine eigentlichen Nester - und ihre Brut verteidigen sie aggressiv und greifen sogar Menschen an.
Weitere Infos:
Seahouses / Farne Islands | Scottish Seabird Center
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