Alaska, der flächenmässig bei weitem grösste Staat der USA, ist in vielem so ganz anders als die lower fourtynine, wie die Alaskaner alles amerikanische nennen, was südlich von ihnen liegt. Dieses grossartige Land, geprägt von seinen endlosen Wäldern, den höchsten Bergen des Kontinents, zahllosen Flüssen und Seen, reicher Fauna und Flora gilt bei vielen Amerikanern als last Frontier. Hier herrschen noch Abenteuerlust und Pioniergeist, die überall zu spüren sind. Die Menschen sind so ganz anders als die Amerikaner weiter südlich. Dies ist nicht verwunderlich, denn sie wissen, dass man in diesem rauen Klima nur mit nachbarschaftlicher Hilfe eine Chance hat; Gastfreundschaft und gegenseitige Hilfe sind darum selbstverständlich. Alaska kennt vier Jahreszeiten: Juni, Juli, August und Winter.
Viele Alaskaner sind Aussteiger, Selbstversorger, leben von Jagd, Fischfang und Tourismus, bauen sich ihr Haus selber und sind stolz darauf. Sie möchten um nichts in der Welt anderswo leben. Noch heute gibt es aktive Goldgräber am Klondike River, manche mit Bagger, einige noch auf traditionelle Art mit Schaufel und Waschteller.
Das Land war einst russische Kolonie und wurde 1867 von den USA zum Preis von $ 7.2 Mio (weniger als 5 Cent pro Hektare) erworben. Der damalige Aussenminister Seward wurde heftig kritisiert, der Kauf von 'Sewards Icebox' als Fehlinvestition betrachtet. Das änderte sich, als am 17. August 1896 Tagish Charlie, Skookum Jim Mason und George Carmack in einem Bach beim Klondike River Gold fanden. Die Entdeckung löste den legendären 'Goldrush' mit über 100'000 nordwärts ziehenden Abenteurern und damit die Erschliessung des Landesinneren aus und führte zur Bildung des Yukon Territoriums.
1953 wurde in Alaska erstmals Öl gefunden, 1968 dann riesige Vorkommen in der Pruhoe Bay und 1977 wurde die fast 1'300 km lange Alaska Pipeline in Betrieb genommen. Wirtschaftlich lohnte sich Sewards Investition durchaus. Ökologisch hingegen bestehen grosse Fragen, denn die Natur in den arktischen Gebieten ist äusserst fragil. Dies zeigte sich besonders deutlich bei der Tankerkatastrophe der Exxon Valdez vom 24. März 1989. Deren Folgen sind auch heute noch sichtbar.
Nebst Jagd und Fischfang sind Schlittenhunderennen die grosse Leidenschaft der meisten Alaskaner. Fast in jedem Haus gibt es mindestens einen Husky. Ein Musher, der am legendären Iditarod teilnehmen will, braucht ein Gespann von 16 Top-Hunden, also ein Rudel von gegen 40 Hunden verschiedenen Alters, aus dem er sein Gespann zusammenstellen kann.
Wir haben dieses faszinierende Land erstmals 2004 besucht, 2014 sind wir mit mehr Zeit zurückgekehrt. In Alaska und im Yukon tragen die Strassen Namen: Richardson Highway, Alaska Highway, Top of the World Highway, Campbell Highway, Sterling Highway und andere. Oft sind es Schotterpisten, die nach starken Regenfällen zu Rüttelpisten aus Schlaglöchern und Waschbrettrillen werden, die konsequent zum Langsamfahren zwingen. Höhepunkt unserer Reise war die Fahrt auf dem Dempster Highway. Diese Schotterpiste führt von Dawson City 700 km nordwärts, über den Polarkreis hinaus, bis nach Inuvik im Delta des McKenzie-Rivers. Bei km 350 sind ein kleines Motel, eine Tankstelle und eine Werkstatt, ansonsten führt die Strecke durch völlig unberührte, grossartige Natur. Wenn es regnet oder schneit, kann die Piste die Hölle sein, bei einigermassen trockenem Wetter lässt sie sich mit einem Geländewagen mit Allradantrieb gut befahren. Die Fahrt auf dem Dempster wird als "the thrill of a lifetime" bezeichnet und man ist jedenfalls gut beraten, genügend Zeit einzuplanen.
Unvergessen werden auch die Bärenbeobachtungen am Brooks River bleiben. Dort hat man in der entsprechenden Jahreszeit Gelegenheit, Grizzlies von mehreren Plattformen aus beim Fischen zu beobachten. Die Lodge ist nur mit dem Wasserflugzeug erreichbar und die Bären geniessen absolute Priorität, was dazu führen kann, dass Gehwege während Stunden blockiert sind. Unbedingt empfehlenswert ist auch ein Tagesausflug ins Valley of Ten Thousand Smokes. Dort fand 1912, weitgehend unbemerkt, der grösste Vulkanausbruch des 20. Jahrhunderts statt. Er war etwa 30-mal stärker als derjenige des Mt. St. Helens im Jahr 1980. Die Ascheablagerungen erstrecken sich über 64 qkm und sind heute noch bis zu 90m hoch: Eine Art Grand Canyon aus Asche.
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