Der Osprey (Fischadler) ist ein faszinierender Vogel. Mit einer Flügelspannweite von bis zu 1.70m, einer Körpergrösse von 50 bis 65cm und einem Gewicht von bis zu 2kg ist er mittelgross und bedeutend kleiner als See- oder Steinadler.
Eine Besonderheit, die auch fotografisch interessant ist, ist sein Jagdverhalten. Der Osprey ernährt sich ausnahmslos von Fischen, die Jagd findet daher über und an Gewässern statt. Die Beute wird oft von einer Warte, z.B. einem hohen Baum, vom Ufer aus erspäht, häufiger aber aus einem niedrigen Kreisen in 10 bis 30 Metern Höhe über der Wasseroberfläche.
Der Osprey kann 2- bis 3-mal schärfer sehen als wir Menschen. Er erkennt aus mehreren hundert Metern Höhe einen Fisch, der sich unter der Wasseroberfläche bewegt. Wenn eine geeignete Beute entdeckt ist, stösst der Adler mit vorgestreckten Füssen ins Wasser. Der Sturzflug erfolgt mit hoher Geschwindigkeit, er kann senkrecht, aber auch in einem Winkel zur Wasseroberfläche erfolgen. Der Vogel landet, platscht eigentlich, beim Jagdversuch ins Wasser, taucht meistens einige Sekunden unter und hebt danach mit kräftigen Flügelschlägen wieder ab. Der ganze Vorgang ist sehr kurz und es braucht viele Versuche, um einigermassen brauchbare Bilder zu erhalten. Nach unserer Beobachtung war der Osprey nur ungefähr bei jedem dritten Versuch erfolgreich.
Da der Fischadler nur geringe Ansprüche an seinen Lebensraum stellt, war die Art lange Zeit weit verbreitet. Sein Brutgebiet umfasst sowohl boreale wie auch subtropischen Zonen, Teile der Karibik, die Tropen Südostasiens und sogar Australien.
In Europa ist der Lebensraum vor allem durch intensive menschliche Verfolgung bis Mitte der 1950er Jahre stark zersplittert und überwiegend auf den Norden und Osten beschränkt. Im Westen Europas brütet der Fischadler lange Zeit nur im Norden der Britischen Inseln, neuerdings auch in Zentral-Frankreich und Wales. In Mitteleuropa kommt die Art nur in Ostdeutschland und Polen vor, grosse Bestände haben sich in Skandinavien halten können. In der Schweiz galt der Fischadler seit 1914 als ausgestorben. 2015 begann ein Wiederansiedlungsprogramm, welches bisher recht vielversprechend verläuft.
2019 und 2025 hatte ich Gelegenheit, diesen aussergewöhnlichen Jäger zu beobachten. Verschiedene Fish-Farms auf den Britischen Inseln fördern die Ausbreitung der Art, indem sie die Ospreys in den Forellenteichen fischen lassen. Aus speziellen Hides kann man versuchen, die spektakulären Szenen zu fotografieren. Kein einfaches Unterfangen…
Nur auf der Horn Mill Trout Farm beobachteten wir einen Red Kite, der sich ebenfalls auf das Fangen von Fischen (toter und lebendiger) spezialisiert hatte. Für die Art ein ungewöhnliches Verhalten. Er war recht erfolgreich, tauchte aber im Gegensatz zum Osprey nie ab.
Im Frühsommer 2025 nutzten meine Fotofreunde und ich die Gelegenheit, auch die Gigrin Farm in Wales zu besuchen. Dort werden seit 30 Jahren Red Kites, die fast ausgerottet waren, gezielt und in Zusammenarbeit mit der RSPB gefüttert. Im Sommer erscheinen zu den Fütterungszeiten jeweils bis zu 300 Vögel, im Winter sollen es bis zu 600 sein. Ein unglaubliches Spektakel. Eine Besonderheit ist der Leucistic Red Kite, ein beige-weisser Milan, dem die dunkle Pigmentierung fehlt. Er hat keine roten Augen, ist darum kein Albino. Es soll davon nur 10 bis 15 Exemplare geben.
Weitere Infos:
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