Müssten wir je auswandern, Neuseeland, gut sechsmal so gross wie die Schweiz, wäre vermutlich unsere erste Wahl! Aotearoa (das Land der langen weissen Wolke), wie die Maoris die beiden Inseln nennen, bietet Natur pur von tropischen Palmenstränden bis zu Schneebergen, aktive Vulkane, grossartige Beaches, heisse Quellen und Geysire, dazu gastfreundliche Menschen (4.5 Mio) und eine Unmenge Schafe (40 Mio). Und das alles in naher Distanz! Nicht umsonst wird es oft als das schönste Ende der Welt bezeichnet.
Nachdem wir bereits 2005 dieses faszinierende Land ein erstes Mal kennenlernen durften, kehrten wir im Januar und Februar 2012 wieder zurück, diesmal mit Freunden und mehr Zeit.
Ganz im Norden der Nordinsel dominieren die oft kilometerlangen Palmenstrände (90-Mile-Beach), die Wälder mit den gigantischen Kauris (1000 Jahre alte Baumriesen), Cape Reinga, wo die Seelen der Maoris das Land verlassen und die pittoreske Bay of Islands. Dort befindet sich auch Waitangi, das "neuseeländische Rütli", Ort des Friedensschlusses zwischen den Siedlern und den Maoris. Auf der Nordinsel befinden sich die Coromandel Peninsula mit ihren traumhaften Buchten, die aktiven Thermalgebiete von Rotorua ("die Stadt, die der Hölle am nächsten liegt") und Wai-o-tapu, der Vulkan Taupo (ausgebrochen 186 v.Chr., vermutlich der grösste Vulkanausbruch aller Zeiten), der heute einen 600 km2 grossen See bildet, der aktive Vulkan Ruapehu, an dessen Flanken sich das Skigebiet Whakapapa befindet (bei Vulkantätigkeit wird es geräumt) und die Drehorte des Films Herr der Ringe. Das Weinbaugebiet um Napier erlangt dank vorzüglicher Weine zunehmenden Bekanntheitsgrad. Der Forgotten Highway führt wirklich durch eine gottverlassene Gegend, wo alle Uhren stehen geblieben sind und der Mt. Taranaki ganz im Westen ziert sich oft, sich zu zeigen. An der Südspitze der Insel befindet sich die Hauptstadt (Windy) Wellington, wo man die Fähre auf die Südinsel besteigt.
Die Nordinsel ist, nicht zuletzt unter dem Eindruck von Auckland, allgemein urbaner, falls dieser Ausdruck für Neuseeland überhaupt zulässig ist. Denn in Neuseeland gehen die Uhren grundsätzlich anders als bei uns. Ein Host in einem B&B erzählte uns bedauernd, nun müsse man auch in Neuseeland Haustüren abschliessen, vor wenigen Jahren sei dies undenkbar gewesen. Und ein ausgewanderter Brite meinte, um eine Zeitung zu kaufen benötige er in England 3 Minuten, in Neuseeland eine halbe Stunde.
Die Südinsel hat allgemein ein raueres Klima, jedenfalls je weiter man nach Süden kommt. Nelson im Norden und das Gebiet rund um den Abel Tasman NP sind allerdings das sonnigste Gebiet Neuseelands. Die Westküste mit bis zu 5'000mm Niederschlag pro Jahr bietet urwüchsige Vegetation (Regenwald mit riesigen Kahikateas und Rimus), die schneereichen Southern Alps, eine norwegisch anmutende Fjordlandschaft (Milford- und Doubtful Sound) und das Skigebiet um Queenstown. Ein Aufenthalt auf Stewart Island vor der Südspitze der Südinsel ist unbedingt empfehlenswert, nicht nur wegen der Kiwis, die man dort besonders gut beobachten kann, sondern auch wegen der Lebenswiese der nur rund 300 Inselbewohner. An der Ostküste befinden sich die schottischsten Städte ausserhalb Schottlands, Dunedin und Christchurch, das durch die Erdbeben vom 4. September 2010 und vor allem dasjenige vom 22. Februar 2011 schwer getroffen wurde.
Ganz besondere Erwähnung verdienen die Neuseeländer, die sich selber gerne als Kiwis bezeichnen. Die beste Art zu reisen ist, in B&Bs zu übernachten. So lernt man die Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft am besten kennen und vor allem schätzen. Nirgendwo anders waren wir so willkommen und wurden wir so herzlich verwöhnt.
Infos zu Neuseeland:
World Fact Book (CIA) | New Zealand Tourism | Aotearoa